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Samstag, 6. März 2021

Kinokrise

Schon vor Corona ist die Krise über das Kino hereingebrochen, aber wie in einem Katastrophenfilm sieht man sie noch nicht. Aber sie ist bereits spürbar. Durch Corona sind große Multiplex-Kino noch obsoleter geworden, können kleine Programm Kinos am ehesten damit rechnen, wieder aufzusperren. Aber auch so ist unverständlich, wie man sich gegen neue Struktur wehrt, anstatt sich zu ändern und weiter zu entwickeln. So sind die Streamingdienste, durch Corona zum Massenmedium geworden, noch gefährlicher als früher einmal die Einführung von Pay TV oder den ersten Fernsehsender in den 1950er. 

Den Streamingplattformen ändern die Kinogewohnheiten noch stärker, als sie bisher einen Wandel unterworfen waren. War bei der Einführung der ersten Fernsehgeräte diese noch kleine, fast unscheinbare Kästchen, während Kinosäle eine große Leinwand bieten konnten, so sind heute Fernsehgeräte auf 75 Zoll oder mehr angewachsen, während Kinoleinwände kaum noch größer werden können. Und auch das Tonerlebnis hat sich von einfachem Mono mit Dolby Atmos zu einem echten Heimkino entwickelt. Wenngleich es natürlich nicht an Kinos heranreicht, so ist das Ergebnis durchaus beeindruckend. Schon länger ist eine 4K Ultra Auflösung schon sehr nahe am visuellen Kinoerlebnis dran. 

Dazu kommt mit einem Streamingportal eine große Auswahl an verschiedenen, und immer aktuelleren Filmen. Und auch die überteuerte Kinotheke mit Eis, Popcorn und Nachos mit Käse, kann man sehr bequem und ebenfalls wesentlich günstiger ersetzen. Aber der Wettstreit liegt vor allem auf dem technischen Gebiet, mit Ton, Bild und seit neuester Zeit mit noch größerem Komfort in der Bestuhlung. So haben sich Kinositze von einfachen Holzklappstühlen zu einem Lounge-Couch-Design Konzept entwickelt. So gibt es noch so etwas wie den Flair und Zauber eines Kinos, was für einen Kinobesuch spricht. 

Interessanterweise tut sich an der Kinokasse sehr wenig, Versuche wie ein Kino Abo in Form der Ultimate Card von UCI wurden nach Übernahme durch Cineplexx völlig abgewürgt. Und das in einer Zeit, wo von Homeoffice Software über Streamingplattformen für Filme und Games bis zu älteren Produkten wie Zeitschriften oder Theater alles Mögliche als Abo angeboten wird, um Kunden an sich zu binden. Diese Arroganz durch den Verzicht wird sich nach Corona noch stärker rächen. Es wird sehr schwer werden, die Leute wieder ins Kino zu locken, die Massen werden ausbleiben, einzig zu großen Premieren. Und übrig bleiben Cineasten, welche aber hohen Wert an Komfort, Bild und Ton legen werden, höher und größer als bisher.